Wir haben ja schon erwähnt, dass hier ein Festival im Tempel gleich um die Ecke unserer Unterkunft stattfindet. Tagsüber bekommt man gar nicht so viel davon mit, dafür aber nachts umso mehr…. Vor allem die letzte Nacht hat uns gefordert. Vorm Tempel war eine Bühne für die Musiker aufgebaut und daneben riesige Lautsprecher. Das Getrommel und Geflöte ging gefühlt die ganze Nacht und dazu noch einige Moskitos, die uns gepiesackt haben. Dann lassen wir den Tag mal ruhig angehen. Wir wollen erstmal nach Auroville, das ca. 12 km von Pondy entfernt liegt. Wir nehmen den Bus bis zur Abzweigung nach Auroville und von dort geht es weiter per Anhalter zum Besucherzentrum. Ein nettes indisches Pärchen aus dem Norden des Landes nimmt uns mit. Aber nun erstmal zu Auroville: “Irgendwo auf der Erde sollte es einen Ort geben, den keine Nation als ihr alleiniges Eigentum beanspruchen kann. Einen Ort, in dem alle Menschen mit gutem Willen und aufrichtigem Streben frei als Weltbürger leben können und nur einer einzigen Autorität gehorchen: der höchsten Wahrheit …” so die Gründerin Aurovilles, Mirra Alfassa, oder einfach nur “die Mutter genannt. Auroville ist eine Planstadt mit über 3300 Einwohner (stand 2021) aus 60 Nationen. “Auroville möchte eine universale Stadt sein, in der Männer und Frauen aller Länder in Frieden und fortschreitender Harmonie leben können, jenseits aller Bekenntnisse, politischen Gesinnung und nationaler Herkunft. Der Zweck Aurovilles ist die Verwirklichung menschlicher Einheit.” Die Charta :
- Auroville gehört niemandem im besonderen. Auroville gehört der ganzen Menschheit. Aber um in Auroville zu leben, muss man bereit sein, dem Göttlichen Bewusstsein zu dienen.
- Auroville wird der Ort des lebenslangen Lernens, ständigen Fortschritts und einer Jugend sein, die niemals altert.
- Auroville möchte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Durch Nutzung aller äußeren und inneren Entdeckungen wird Auroville zukünftigen Verwirklichungen kühn entgegenschreiten.
- Auroville wird der Platz materieller und spiritueller Forschung für eine lebendige Verkörperung einer wirklichen menschlichen Einheit sein.
Wir müssen durch das Besucherzentrum und uns einen Besucherpass für das Matrimandir, “Tempel der Mutter” und das Herzstück der Stadt, besorgen. Irgendwie seltsam, wie die riesige, goldene Kugel da so steht… passt eigentlich nicht so richtig hier rein, wie wir finden. Sonst bekommt man keinen wirklichen Einblick in die Stadt oder das Leben der Menschen als Tagestourist. Das ist auch nicht gewollt, wir sind ja schließlich nicht im Zoo. Die staubigen Straßen sind so gut wie leer, ein paar Fahrradfahrer und Motorroller sind nur unterwegs. Wir essen in einem kleinen Café zu Mittag, um uns herum fast nur Franzosen. Um das Besucherzentrum herum sind viele kleine Läden und Boutiquen in denen man Produkte aus der Stadt kaufen kann. Wirklich schöne Sachen, nachhaltig, selbstgemacht, recycelt. Aber wir befinden uns eben nur in der Touristenblase. Auroville stößt auf geteilte Meinungen. Viele sagen den Einwohnern Weltflucht nach. Wir können es nicht beurteilen, finden aber jegliche Form einer alternativen Lebensweise interessant und vor allem mutig. Und wenn die Erkenntnisse daraus dann auch noch geteilt werden und anderweitig angewandt werden können um so besser. Wir brauchen definitiv mehr solcher Ideen.
Zurück in Pondy gibt es erstmal ein Fruchtsaft und dann schlendern wir ein bisschen durch das französische Viertel und betrachten das Treiben auf der Uferpromenade. Puducherry, früher Pondicherry oder einfach nur Pondy, war bis 1954 die Hauptstadt von Französisch-Indien und ist heute ein Unionsterritorium. Die Straßen und Kolonial-Villen haben hier wirklich noch ein bisschen französisches Flair. Wir haben uns Pondy ein bisschen beschaulicher vorgestellt, es ist aber eine ganz normale indische Stadt, sehr wuselig, aber kann man auf jeden Fall mal machen.